Die 78. Internationalen Filmfestspiele von Cannes stehen vor der Tür. Zwischen Regie-Debüts, Genre-Experimenten und großen Rückkehrern zeigt sich das Festival in Höchstform. Erfreulich ist in diesem Jahr auch die deutsche Beteiligung: Mascha Schilinski, bekannt für ihre leise, poetische Filmsprache, feiert mit In die Sonne schauen ihre Cannes-Premiere.
Auch Fatih Akin, ist mit einem neuen Werk vertreten: Amrum soll die Geschichte einer Familie auf der gleichnamigen Nordseeinsel erzählen – über Generationen hinweg, zwischen Entwurzelung und Heimatsuche. Doch auch darüber hinaus hält Cannes 2025 zahlreiche Premieren bereit, die cinephile Herzen höherschlagen lassen dürften – von waghalsigem Actionkino bis zu intimen Porträts. Hier sind zehn Filme, auf die man besonders gespannt sein darf.
1. Eddington (2025) – Regie: Ari Aster
Ari Aster, der Meister des psychologischen Horrors (Emma Stone, Austin Butler und Micheal Ward. Sollte Aster seine düstere Bildsprache und seine affektgeladenen Erzählmuster mit dem historischen Moment der Pandemie verschränken, könnte Eddington zu einem der polarisierendsten Beiträge des Festivals avancieren.
2. Der Phönizische Meisterstreich (2025) – Regie: Wes Anderson
Mit seinem neuesten Werk scheint Wes Anderson (Der Phönizische Meisterstreich wird als blutgetränktes Abenteuerdrama beschrieben, das Actionelemente mit Andersons charakteristischer visueller Handschrift verbindet. Im Zentrum steht ein von Benicio del Toro gespielter Großunternehmer, dessen Erbin – verkörpert von Kate Winslets Tochter Mia Threapleton – ihn auf eine Reise quer durch Wüsten, Dschungel und Ozeane begleitet. Der restliche Cast liest sich wie ein „Who’s who“ Hollywoods: Scarlett Johansson, Michael Cera, Tom Hanks, Bryan Cranston, Bill Murray und Benedict Cumberbatch sind ebenso dabei wie Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg. Ob Andersons feingliedrige Kompositionen mit Flugzeugabstürzen und Explosionen harmonieren werden, bleibt abzuwarten – die Neugier ist jedenfalls geweckt.
3. The History of Sound (2025) – Regie: Oliver Hermanus
Ein zartes Liebesdrama vor der Kulisse des Ersten Weltkriegs: Living), dürfte nicht nur durch ihre historische Detailfreude, sondern auch durch emotionale Tiefenschärfe beeindrucken – sofern es dem Film gelingt, die Melancholie und Nähe der Figuren glaubhaft auf die Leinwand zu übertragen.
4. Alpha (2025) – Regie: Julia Ducournau
Julia Ducournau hat sich mit Alpha verspricht eine nicht minder intensive Erfahrung: Im Mittelpunkt steht ein Mädchen, das durch ein Gerücht über eine mysteriöse Krankheit zur Außenseiterin wird. Sollte Ducournau ihre ästhetische Radikalität erneut mit erzählerischer Dichte verbinden, sollte Alpha zu den kontroversen Beiträgen des Wettbewerbs zählen – nicht nur als Gesellschaftsparabel, sondern auch als verstörendes Horrorstück.
5. Sentimental Value (2025) – Regie: Joachim Trier
Nach dem internationalen Erfolg von Der schlimmste Mensch der Welt (2021) melden sich Joachim Trier und seine Hauptdarstellerin Renate Reinsve mit einem neuen Drama zurück: Sentimental Value erzählt von zwei Schwestern, die nach dem Tod der Mutter den Kontakt zu ihrem entfremdeten Vater – einem einst gefeierten Regisseur – wieder aufnehmen. An der Seite von Reinsve sind unter anderem Stellan Skarsgård und Elle Fanning zu sehen. Der Film könnte, sofern Triers bisherige Stärken erhalten bleiben, ein feinfühliges Spiel zwischen Trauer, Erinnerung und Versöhnung entfalten und dabei erneut mit präzisen gesetzten emotionalen Akzenten überzeugen. Cannes könnte hier ein stilles, aber intensives Highlight erwarten.
6. The Mastermind (2025) – Regie: Kelly Reichardt
Die amerikanische Regisseurin Kelly Reichardt (The Mastermind eine überraschend genreaffine Wendung einschlagen. Die Geschichte eines gewieften Kunstdiebs, der während des Vietnamkriegs und der Frauenbewegung einen kühnen Coup plant, lässt zumindest Raum für historische Ironie und subtile Gesellschaftskritik. Mit Josh O’Connor, Alana Haim und John Magaro in den Hauptrollen verspricht der Film eine Verschränkung von Persönlichem und Politischem. Sollte Reichardt ihrer poetischen Handschrift treu bleiben, dürfte The Mastermind trotz seines Plot-Potenzials kein konventioneller Thriller, sondern eine leise Reflexion über Macht, Kunst und Umbruch werden.
7. Nouvelle Vague (2025) – Regie: Richard Linklater
Mit Außer Atem (1960), dessen Hintergründe und Dreharbeiten der Film rekonstruiert – samt einem Porträt seiner Schlüsselfiguren: Guillaume Marbeck als Godard, Zoey Deutch als Jean Seberg und Aubry Dullin als Jean-Paul Belmondo. Linklater dürfte, seinem Werk gemäß, weniger an sklavischer Rekonstruktion als an atmosphärischer Durchdringung interessiert sein.
8. In die Sonne schauen (2025) – Regie: Mascha Schilinski
Mit ihrem neuen Film In die Sonne schauen scheint Mascha Schilinski auf eine essayistische Form zu setzen, die sich konventionellen Erzählmustern entzieht. Über einen Zeitraum von rund hundert Jahren hinweg folgt der Film vier jungen Frauen, die auf demselben ostdeutschen Bauernhof leben. Die Zeiten und Figuren beginnen ineinander zu fließen, Erinnerungen und Gegenwart überlagern sich. Mit Schauspielerinnen wie Luise Heyer, Lena Urzendowsky, Claudia Geisler-Bading und Lea Drinda verspricht der Film eine weiblich codierte Landschaft der Vergangenheit zu entwerfen, die höchstwahrscheinlich als Kommentar auf ostdeutsche Identität gelesen werden kann.
9. Eleanor the Great (2025) – Regie: Scarlett Johansson
Mit Eleanor the Great gibt Schauspielerin Scarlett Johansson ihr Regiedebüt in der Sektion Un Certain Regard. Die Geschichte über eine 90-jährige Frau aus Florida, die in New York eine unerwartete Freundschaft mit einer 19-jährigen Studentin eingeht, klingt zunächst nach klassischem Generationenkino. Doch mit June Squibb, Erin Kellyman und Chiwetel Ejiofor in tragenden Rollen könnte sich das Projekt auch zu einer feinfühligen Studie über Lebenshunger im Alter entwickeln. Ob Johansson bereits in ihrem ersten Film eigene Akzente setzen kann, bleibt offen – das Interesse an ihrem Regiewerk ist aber ohne Frage groß.
10. Mission: Impossible – The Final Reckoning (2025) – Regie: Christopher McQuarrie
Tom Cruise kehrt zurück nach Cannes – und diesmal könnte es tatsächlich der letzte Einsatz als Ethan Hunt sein. Mission: Impossible – The Final Reckoning markiert den achten Teil der Actionreihe, erneut inszeniert von Christopher McQuarrie. Der Film verspricht jede Menge Stunts, spektakuläre Set-Pieces und ein Starensemble rund um Hayley Atwell, Angela Bassett und Vanessa Kirby. Ob die Reihe mit einem Knall endet oder doch eine Hintertür offenlässt, bleibt abzuwarten.
Kino in Cannes: Die zehn meisterwarteten Filme der Filmfestspiele 2025
Zwischen Newcomerinnen und Altmeistern, Pandemiehumor und Erinnerungspoetik verspricht Cannes in diesem Jahr eine besonders interessante Mischung des zeitgenössischen Kinos abzubilden. Folge dieser Liste, um über die meisterwarteten Filme der Filmfestspiele auf dem Laufenden zu bleiben.