Während Fans auf den sehnlich erwarteten Release von „Grand Theft Auto VI“ warten, wächst die Ungeduld – ebenso wie die Spekulationen über die Details der Story.
Doch es gibt eine angenehmere Art, sich die Zeit zu vertreiben, als nur immer wieder Trailer zu analysieren: Das Kino hat über Jahrzehnte hinweg Geschichten erzählt, die thematisch oder atmosphärisch verblüffend nahe an das heranreichen, was die Welt von „Grand Theft Auto“ ausmacht: moralisch ambivalente bis überzeichnete Figuren, urbane Gewalt, Fluchtversuche mit quietschenden Reifen und der ewige Tanz zwischen Aufstieg und Abgrund. Diese zehn Filme erzählen davon auf ganz unterschiedliche Weise – mal laut und drastisch, mal leise und verstörend. Hier sind unsere zehn Streaming-Tipps, um dich auf das vorzubereiten, was auch demnächst wieder „Vice City“ verhandelt wird.
10. Departed – Unter Feinden (2006)
Martin Scorseses Departed ist ein Nervenspiel um Identität, Loyalität und Verrat. In Boston, wo die Mafia eng mit der Polizei verflochten ist, prallen zwei Lebensläufe mit ungeheurer Wucht aufeinander: Colin Sullivan (Matt Damon) wurde schon als Jugendlicher vom Gangsterboss Frank Costello (Jack Nicholson) rekrutiert und in den Polizeidienst eingeschleust. Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) hingegen stammt aus einer kriminellen Familie, wird von der Polizei als verdeckter Ermittler in Costellos Organisation ausgewählt. Was folgt, ist ein tödliches Spiel doppelter Masken, in dem beide Männer zunehmend an ihren Rollen und der ständigen Angst, zu scheitern, zerbrechen.
9. Drive (2011)
Er redet wenig, er fährt schnell: Der namenlose Protagonist (Ryan Gosling) von Drive ist tagsüber Stuntfahrer für Hollywood-Produktionen, nachts Fluchtwagenfahrer für Kriminelle – ein Mann zwischen den Welten, der in keine davon wirklich gehört. Die Handlung beginnt beinahe wie ein modernes Märchen: In der tristen Anonymität von Los Angeles entsteht eine leise Beziehung zwischen dem Fahrer und seiner Nachbarin Irene (Carey Mulligan), einer jungen Mutter mit einem inhaftierten Ehemann. Doch als dieser aus dem Gefängnis zurückkehrt und Schutz braucht, gerät der Driver in eine Eskalation aus Schulden, Verrat und Gewalt. Regisseur Refn inszeniert den Film mit einer kalten, neonfarbenen Eleganz – als eine Meditation über Gewalt, Nähe und die Masken von Männlichkeit.
8. Baby Driver (2017)
Baby Driver ist ein Musikfilm, der als Heist-Thriller getarnt ist – oder umgekehrt. Edgar Wright erzählt die Geschichte des jungen Fluchtwagenfahrers Baby (Ansel Elgort), der sich mit Hilfe perfekt getimter Mixtapes durch eine kriminelle Welt navigiert, in der Loyalität flüchtig ist und Gewalt meist ohne Vorwarnung eskaliert. Baby ist kein geborener Outlaw, sondern ein sensibler, beinahe autistischer Außenseiter, der zwischen Pflichtschuldigkeit und Freiheitsdrang zerrieben wird. Wright inszeniert das Geschehen wie eine Choreografie aus Reifenquietschen, Patronen und Popmusik – stilisiert, aber nie leer. Die eigentliche Spannung liegt weniger in der Frage, ob Baby entkommt, sondern darin, ob jemand wie er überhaupt einen Platz in dieser Welt finden kann.
7. Scarface (1983)
Tony Montana (Al Pacino) kommt als mittelloser Flüchtling aus Kuba nach Miami, wo er sich im Drogengeschäft brutal an die Spitze kämpft – bis zur selbstverschuldeten Implosion. Brian De Palma verfilmte Oliver Stones Drehbuch als epische Gangstertragödie, deren Bilder – Neonlichter, Palmen, Blutfontänen – „Grand Theft Auto: Vice City“ wie ein direktes Sequel erscheinen lassen. Scarface ist Exzess in Reinform: Kokain, Kalaschnikows, Kapitalismus. Der Film zeigt, wie ein Mann ohne Moral in einem System ohne Regeln aufsteigen kann – und wie schnell dieser Aufstieg in den tiefen Absturz kippen kann.
6. Beau Is Afraid (2023)
Gleich die Eröffnungsszene zeigt einen Albtraum aus Großstadtchaos: Müll, Gewalt, nackte Irre, zerbrochene Scheiben – ein paranoides Straßentheater. Beau Is Afraid beginnt mit urbanem Terror, weitet sich aber zum surrealen Trip durchs Unterbewusstsein aus. Joaquin Phoenix spielt Beau, einen neurotischen Mann auf der Reise zu seiner Mutter – oder zu sich selbst. Regisseur Ari Aster („Midsommar“) inszeniert drei Stunden existenzielle Unsicherheit, zwischen kafkaesker Groteske, Familiendrama und Halluzination. Die Welt hier ist nicht einfach böse – sie ist falsch verdrahtet, absurd, gnadenlos. Der Film ist überladen, verstörend, faszinierend.
5. Titane (2021)
Nach einem schweren Autounfall bekommt die junge Alexia (Agathe Rousselle) eine Titanplatte in den Schädel implantiert. Als Erwachsene arbeitet sie als Tänzerin auf Auto-Messen – und entwickelt eine sexuelle Faszination für Maschinen. Zugleich entpuppt sie sich als Serienmörderin. Nach einem brutalen Mord muss sie fliehen und nimmt die Identität eines seit Jahren vermissten Jungen an. Als „Adrien“ wird sie vom Vater des Jungen, einem alternden Feuerwehrmann, aufgenommen – eine Beziehung zwischen zwei beschädigten Körpern entsteht. Regisseurin Julia Ducournau verbindet Body Horror mit Familiendrama, Geschlechterfluidität mit Gewaltfantasien. Titane ist ein Film über Transformation, physisch wie emotional – und über das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, auch unter grotesken Bedingungen.
4. Death Proof (2007)
Stuntman Mike (Kurt Russell) fährt einen getunten Muscle-Car – und nutzt ihn, um Frauen zu töten. In der ersten Hälfte des Films wird eine Gruppe junger Frauen auf einem nächtlichen Ausflug in Texas von Mike auf grausamste Weise attackiert. In der zweiten Hälfte trifft er auf vier selbstbewusste Frauen, die ihm mit einer eigenen Gewalterfahrung entgegentreten. Quentin Tarantino variiert in Death Proof das Genre des Exploitationfilms, mischt Slasher-Elemente mit Verfolgungsjagden und langen Dialogszenen. Was als sadistisches Männerfantasma beginnt, endet als selbstermächtigende Rachefantasie. Death Proof ist ein Film über Körper, Kontrolle und Tempo – und über Frauen, die zurückschlagen.
3. Grand Theft Hamlet (2024)
Zwei arbeitslose Schauspieler, Pandemie, Lockdown – und die Idee, Shakespeare im virtuellen Raum von „Grand Theft Auto V” aufzuführen. Die Dokumentation begleitet die beiden Briten Sam Crane und Mark Oosterveen bei dem Versuch, „Hamlet“ innerhalb der anarchischen Onlinewelt des Spiels zu inszenieren. Zwischen Scharfschützen, Internetausfall und fehlender vierten Wand entsteht ein ebenso komisches wie berührendes Projekt, das Fragen nach Kunst, Öffentlichkeit und der Bedeutung von Theater im digitalen Zeitalter stellt. Pinny Grylls und Sam Crane zeigen in Grand Theft Hamlet nicht nur ein kurioses Experiment, sondern auch eine melancholische Meditation über Nähe im digitalen Zeitalter und die Bedeutung von Kunst.
2. Anora (2024)
Eine Stripclub-Tänzerin aus Brooklyn heiratet den Sohn eines russischen Oligarchen – und landet plötzlich mitten in einem absurd-luxuriösen Albtraum mit Bodyguards, Privatjets und Mega-Villa. Sean Baker bleibt im Erzählen des Geschehen immer nah an seiner Hauptfigur. Was wie ein schmutziges Märchen beginnt, wird zu einem Roovie voller Klassenkonflikte, juristischen Drohgebärden und emotionalen Wendungen. Baker wirft erneut einen voyeuristischen Blick auf das Amerika der Ausgeschlossenen, doch diesmal mit einer Heldin, die clever genug ist, sich selbst zu priorisieren. Anora ist Baker in seiner zugänglichsten Spielart – schnell, rotzig, menschlich.
1. Queen & Slim (2019)
Ein erstes Date endet in einer Katastrophe: Als ein Polizist das schwarze Paar Queen (Jodie Turner-Smith) und Slim (Daniel Kaluuya) anhält, eskaliert die Situation – Slim erschießt den Cop in einem Akt von Notwehr. Was folgt, ist eine Reise quer durch die USA, in gestohlenen Autos, über Landstraßen und mit wechselnden Verbündeten. Während Queen und Slim in den Medien zur Projektionsfläche eines neuen Schwarzen Widerstands werden, wachsen sie selbst erst auf der Flucht wirklich zusammen. Regisseurin Melina Matsoukas, die zuvor Musikvideos für Beyoncé und Rihanna drehte, erzählt in ihrem Spielfilmdebüt Queen & Slim nicht nur eine moderne Bonnie-&-Clyde-Geschichte, sondern eine überaus stylisch inszenierte Reflexion über Gewalt, Liebe und Sichtbarkeit im Ausnahmezustand.
Nebenmission „Kino“: 10 Filme, die dich auf GTA VI einstimmen – und wo man sie streamen kann
Die untenstehende Liste zeigt, bei welchen Streaming-Anbietern unsere Empfehlungen für Fans von „Grand Theft Auto“ aktuell im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.